Steinbüchels Sozialismusrezeption

Lienkamp, Andreas:
Theodor Steinbüchels Sozialismusrezeption
Eine christlich-sozialethische Relecture
Paderborn-München-Wien-Zürich: Schöningh 2000

zugl. Dissertation – Katholisch-theologische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster

XVI + 803 S., 132.00 EUR, geb.

ISBN 3-506-75185-9

Sie können dieses Buch vollständig online lesen (Digi20-Projekt der DFG und der Bayerischen Staatsbibliothek).

Auszeichnung

Dissertationspreis der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (1999)

Motti

„Ich habe für mein ganzes Denken Perspektiven erhalten, die ich ohne Marx nie bekommen hätte. Ich schätze ihn mit Ihnen als einen der tiefsten, aber auch der ehrlichsten und gerechtesten Denker.“

Theodor Steinbüchel an Wilhelm Hohoff (22.1.1919)

„Die Lieblosigkeit, die Unterdrückung und Knechtung des Menschen, die Ungerechtigkeit und die Versklavung des Menschen, die der Sozialismus geißelt, will […] auch eine vom Gedanken des Reiches Gottes getragene christliche Sozialethik überwinden.“

Theodor Steinbüchel (Juli 1927)

„Geht es dem Christentum um den Menschen – auch Marx geht es um ihn. Um des Menschen, nicht um bloßer Wirtschaftsfragen willen, die tiefe Interessiertheit beider aneinander.“

Theodor Steinbüchel, Rektoratsrede (2.5.1946)

Über das Buch

Dass Theodor Steinbüchel (1888-1949), der Kölner Philosoph, Moraltheologe und Sozialethiker, die tiefe Kluft zwischen Christentum und Sozialismus überbrückt und daraus für seinen eigenen Entwurf theologischer Ethik Grundlegendes gelernt hat, ist heute kaum noch bekannt. Die vorliegende Studie will deshalb diesen „vergessenen Brückenschlag“ rekonstruieren und seinen Architekten in das „kollektive Gedächtnis“ zurückrufen. Die christliche Sozialethik, so die These, kann ihrerseits von Steinbüchel als einem ihrer „Väter“ profitieren. Denn sein Werk bietet – möglicherweise gerade aufgrund der anspruchsvollen Marx-Rezeption – produktive Anregungen für das Programm einer zeitgemäßen christlichen Sozialethik sowie für den unverzichtbaren interdisziplinären Dialog mit philosophischen und sozialwissenschaftlichen Ansätzen.

Die Studie bringt mit Theodor Steinbüchel einen in der Moraltheologie wenig, in der christlichen Sozialethik nahezu überhaupt nicht beachteten Denker neu in das wissenschaftliche Gespräch ein und rückt dabei gleichzeitig das überlieferte, lücken- und zum Teil fehlerhafte Steinbüchelbild zurecht.

In einer ersten Annäherung an einen „unbekannten Bekannten“ widmet sich die Untersuchung zunächst Person und Werk Steinbüchels und entdeckt in der Auseinandersetzung mit dem Sozialismus sein Lebensthema (Teil A). Anschließend analysiert sie den zeitgenössischen kirchlichen, theologischen und politischen Kontext, vor dessen Hintergrund erst das Spezifikum seines Neuansatzes deutlich wird (Teil B). Sodann versucht sie, auf dieser Grundlage insbesondere seine Auseinandersetzung mit dem Sozialismus systematisch zu erhellen (Teil C), um schließlich nach dem Ertrag dieser Debatte für Steinbüchels theologische Ethik, aber auch für die christliche Sozialethik insgesamt zu fragen (Teil D).

Dabei geht es nicht bloß um historische Rekonstruktion, sosehr sich diese Abhandlung auch als ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Moraltheologie und Sozialethik begreift. Es geht vielmehr darum, Theodor Steinbüchel als einen für die anstehende Weiterentwicklung der Disziplinen sowie für die unabgeschlossene Debatte um ihre Verhältnisbestimmung äußerst anregenden Gesprächspartner zu begreifen. So erscheint Steinbüchel im Fortgang der Arbeit in inhaltlicher wie methodischer Hinsicht als ein Wegbereiter der konziliaren wie nachkonziliaren theologischen Aufbrüche, deren Rezeption in der christlicher Sozialethik weithin noch aussteht.

Inhalt

Vollständiges Inhaltsverzeichnis

Inhalt im Überblick

Zuvor

A. Annäherung an einen „unbekannten Bekannten“

1. Die Ausgangsthese und Fragestellung
2. Zur Auswahl des Themas
3. Das „Material“
4. Wichtige Begriffe
5. Ergebnisse

B. Der Kontext der Steinbüchelschen Sozialismusrezeption in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

1. Die deutsche sozialistische Bewegung und ihr Verhältnis zu Religion und Kirche
2. Der philosophiegeschichtliche und kirchlich-theologische Kontext
3. Der religiöse Sozialismus
4. Die zeitgenössische Haltung zum Sozialismus in der katholischen Kirche und Theologie

C. Theodor Steinbüchels Auseinandersetzung mit dem Sozialismus – ein „vergessener Brückenschlag“

1. Die Etappen der Steinbüchelschen Sozialismusrezeption
2. Steinbüchels Sozialismusrezeption in systematischer Hinsicht
3. Das Spezifikum der Steinbüchelschen Sozialismusrezeption

D. Relecture des Steinbüchelschen Ansatzes aus der Perspektive einer christlichen Sozialethik

1. Hermeneutische Vorbemerkungen
2. Folie und Perspektive der Kritik
3. Anfragen an das Werk Steinbüchels
4. Impulse für eine christliche Sozialethik
5. Theodor Steinbüchel: Vorläufer einer befreienden Ethik? Nicht zuletzt

Quellen- und Literaturverzeichnis
Dank
Anhang
Personenregister

Rezensionen

Büscher, Hans, in: Renovatio 3/4-2001, 93-94.

Brieskorn, Norbert, in: Theologie und Philosophie 1/2002, 138-141.

Hilpert, Konrad, in: Münchener Theologische Zeitschrift 55 (2004) 84-86.

Hübenthal, Christoph, in: Tijdschrift voor Theologie, Nijmegen, 41 (2001) 321-322.

Kruip, Gerhard, in: Zeitschrift für Religionswissenschaft und Missionswissenschaft 86 (2002) Nr. 4, 314-315.

McKeever, Martin, in: Studia Moralia 39 (2001) 638-640.

o. A., in: Jahrbuch Extremismus & Demokratie 13 (2001). o.A., in: Theologie und Glaube 2/2001.

Prüfer, Sebastian, in: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung (IWK) 37 (2001) Nr. 1, 103-106.

Rödiger, Kerstin, in: Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis der Fachschaft Katholische Theologie, Wintersemester 2001/2002, 50-51.

Schramm, Michael, in: Theologische Revue 98 (2002) Nr. 2, 164-167.