Biografie

Zum 125. Geburtstag am 15. Juni 2013 (Stand: 2020)

Abkürzungen

Chronik I: Steinbüchel, Anton: Chronik „unter Gottesgnaden“ als Geschichte meiner Familie im Wandel der Zeiten. Erster Teil, unveröff. Manuskript, o. O. o. J. [1944], 619 S.

Chronik II: Steinbüchel, Anton: Chronik „unter Gottesgnaden“. Zweiter Teil als Geschichte meiner Familie in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, berichtet im Untergang des deutschen Reiches 1944/45, unveröff. Manuskript, o. O. o. J. [1944/45, im Krieg], 341 S.

Chronik III: Steinbüchel, Anton: Chronik „unter Gottesgnaden“. Dritter Teil als Geschichte meiner Familie im Zeichen des Atom[s] „heller als die Sonne“, unveröff. Manuskript, o. O. o. J. [1955], 244 S.

Kursiv gesetzte Seitenangaben beziehen sich beim dritten Band auf das Original, normal gesetzte auf die von Martin Steinbüchel angefertigte Abschrift.

Vielen Dank an Martin Steinbüchel, den Enkel von Theodor Steinbüchels Bruder Anton, für die Möglichkeit zur Einsichtnahme in die Originale der Chronik, für die Überlassung einer Abschrift und für die Erlaubnis zur Veröffentlichung privater Fotos sowie an seinen Bruder Theodor Steinbüchel für die Fotografie des symbolträchtigen Straßenschildes!

Köln 1888-1908

15.06.1888

Theodor Martin Wilhelm Steinbüchel wird in der Altstadt von Köln am Rhein geboren (1857-1919: Cöln) – „unter Donner, Blitz und feierlichem Geläut der Kaiserglocke“ des Domes (Chronik I, 445; diese erklang, weil an diesem Tag der deutsche Kaiser und preußische König Friedrich III. verstarb

In einem seiner letzten Vorträge nennt Steinbüchel Köln „die abendländische Metropole am Rhein“.

Quelle: Steinbüchel, Theodor: Europa als Idee und geistige Verwirklichung, in: Begegnung 8 (1953) Nr. 5, 129-134 und Nr. 6, 161-168, hier 133

Der Hohe Dom zu Köln um 1900

„Nach unserer Kindermeinung gehörte der Dom zu unserer Familie wie wir zu ihm. Er war und blieb unsere Heimatkirche, auf die wir ein geborenes Anrecht zu haben glaubten. Mitten im Geviert der alten Römerstadt, gaben Dom und Domschule (ehemalige Rechtschule der alten Kölner Universität) und das Elternhaus an Unter Gottesgnaden uns Kindern das unversiegte altkölnische Gepräge. Seine Rundung erhielt es von Lebensmilieu und Lebensart der Menschen, die in den Straßen und Gäßchen um den Dom, den Altermarkt und im Rheinquartier von St. Martin wohnten.“ (Chronik III, 152)

15.06.1888

er erhält die preußische Staatsangehörigkeit (seit dem Wiener Kongress 1815 gehörten das Rheinland und damit auch Köln zum Königreich Preußen); Anton Steinbüchel, Theodors Bruder, spricht von einem „Mußpreußentum“ (Chronik I, 105)

Das damalige Wappen der Stadt Köln

er ist das erste Kind der Kaufleute Elisabeth Steinbüchel (1859-1941), geb. Kierspel, und Martin Wilhelm Steinbüchel (1860-1933), die am 24.1.1888 geheiratet hatten

Elisabeths Eltern waren „Ackersleute“ in Bergisch-Gladbach (im Bergischen Land nordöstlich von Köln gelegen), die Eltern Martins stammten aus Kölner Kaufmannsfamilien

nach dem damaligen preußischen Dreiklassenwahlrecht wurde Martin Steinbüchel ab 1891 in der III. Abteilung eingestuft, ab 1905 dann in der II.

Quelle: Bürgerrolle oder Liste der stimmfähigen Bürger der Stadt Köln 1891, Köln 1891, 140 (und folgende Bände)

Die Eltern (um 1890) (Chronik III, 151)

Das früheste erhaltene Foto aus dem Jahr 1891/92 (links: Theodors ein Jahr jüngerer Bruder Anton) (Chronik III, 236a)

das Geburtshaus „In der Höhle 29“ lag in der Kölner Altstadt, in der Nähe des Gürzenich; im Volksmund wurde die schmale Gasse, eine mittelalterliche Malerstraße, „die Höll'“ genannt

sie existiert noch, das Haus nicht mehr (in der Nachbarschaft, in Haus Nr. 14, wohnte 1848 Friedrich Engels, in Haus Nr. 28 der Maler Stefan Lochner)

die Eltern betrieben in Haus Nr. 29 kurzzeitig ein kleine „Leinen- und Weißwaarenhandlung“ [sic] (Chronik I, 333f)

Ausschnitt aus dem Kölner Stadtplan von 1889 (roter Punkt: vermutliche Lage des Geburtshauses)

Quelle: Greven’s Adreßbuch für die Stadtgemeinde Köln, umfassend Köln u. d. eingemeindeten Vororte sowie für die Umgebung, besonders Mülheim am Rhein und Kalk, Köln 1889

Ausschnitt aus dem Kölner Adressbuch von 1889; die Familie von Theodor Steinbüchel steht unter „Mart.“, unter „Theod.“ sind die Großeltern väterlicherseits Theodor und Christine eingetragen; deren Geschäft werden Theodor Steinbüchels Eltern 1890 übernehmen

Quelle: Greven’s Adreßbuch für die Stadtgemeinde Köln, umfassend Köln u. d. eingemeindeten Vororte sowie für die Umgebung, besonders Mülheim am Rhein und Kalk, Köln 1889, 271

30.06.1888

Taufe in der ehemaligen Abteikirche Groß St. Martin „mit geweihtem kölnischem Rheinwasser“ (Chronik III, 151)

Ausschnitt aus dem Taufregister

Eintrag Nr. 53 im Taufbuch: „Steinbüchel, Theodorus Martinus Guilelmus, (dies nativ[itatis. = Geburtstag:]) 15/6, (dies bapt[izationis. = Tauftag:]) 30/6, (Parentes [= Eltern:]) Martinus Guilelmus Steinbüchel [et] Elisabeth Kierspel, (Patrini [= Paten:]) Theodor Steinbüchel [et] Gertr[ud]. Kierspel“

Quelle: Taufen von Groß St. Martin aus dem Zeitraum 1869-1901, Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Sign. AEK, KB 250

Stammbaum Theodor Steinbüchels

Stammbaum Theodor Steinbüchels

Mai / Juni 1890

Das originale, symbolträchtige Straßenschild, das an Haus Nr. 2 hing – Foto: Theodor Steinbüchel (Enkel von Anton Steinbüchel)

Umzug der Familie aus der „Höll'“ „unter Gottesgnaden“, wo die Eltern die Wohnung und das Familienunterneh­men, ein Geschäft für Leinen- und Manufak­turwaren, „bes. Arbeiterkleider“, von Martin Steinbüchels Eltern Christine und Theodor übernehmen

die Familie gehört nun zur Dompfarrei

hier, im „Schatten der Domtürme“, wächst Theodor Steinbüchel im liberalen kölschen katholischen Milieu und in wirtschaftlich einfachen, aber auskömmlichen, kleinbürgerlichen Verhältnissen auf

er verlebt eine glückliche Kindheit und Jugend in der Friedenszeit zwischen 1871 und 1914 (Chronik I, 237, 334, 397, 405, 525, 558)

‚Unter Gottesgnaden 2‘ um 1900 (gemalt von Anton Steinbüchels Tochter Maresi)

‚Unter Gottesgnaden 2‘ (1939), als nach dem Verkauf an die Stadt Köln der Abriss bevorstand

rechts: ein Foto aus besseren Tagen: 1922 übernahmen Anton und Käthe Steinbüchel das Kölner Traditionsgeschäft

das vordere kleine, ältere Eckhaus lag an der Ecke „Unter Gottesgnaden“ / „Gr. Neugasse“, das später angebaute höhere Haus, das mit dem älteren verbunden war, lag an der Ecke „Gr. Neugasse“ / „Bechergasse“; der (hier wohl kurz bevorstehende) Abriss erfolgte 1939, während des Krieges, für eine Straßenerweiterung

rechts: Ausschnitt aus dem Kölner Adressbuch von 1891

Quelle: Greven’s Adreßbuch für die Stadtgemeinde Köln, umfassend Köln u. d. eingemeindeten Vororte sowie für die Umgebung, besonders Mülheim am Rhein und Kalk, Köln 1892, 312

Ostern 1894

Einschulung in die Katholische Volksschule der Kölner Dompfarre und der St. Andreas Gemeinde, kurz: „Domschule“, Adresse: An der Rechtschule 8

Theodor besucht hier die erste bis vierte Klasse

Kölner Schulwesen (Ausschnitt aus dem Kölner Adressbuch von 1894, XXXVIII, siehe unterster Eintrag)

er besteht nach dem vierten Schuljahr die „Sextanerprüfung“, die Aufnahmeprüfung für die höheren Schulen (Chronik I, 370, vgl. 367)

Die „Domschule“

Anton und Theodor Steinbüchel (1896) (Chronik III, 236a)

„Theodor Steinbüchel war schon in der Volksschule kein schlechter Schüler.“ (Chronik III, 154)

„Unsere Eltern hatten in der Auswahl für uns richtiger Bücher eine glückliche Hand. Kein Weihnachtsfest oder Namenstag verging, an dem nicht auch ein gutes Buch zu den Geschenken gehörte.“ (Chronik I, 449)

1899

Theodor wird nach der Ersten Heiligen Kommunion „Kölner Dom-Messjunge“ (Chronik I, 153)

„Es braucht eigentlich nicht betont zu werden, dass alle Sonn- und Feiertage mit dem Besuch des Gottesdienstes im Dom begannen. Auch alle Familienfeiertage, Geburts- und Namensfeste, und die an unsere Toten erinnernden Gedenktage wurden mit dem Herrgott begonnen.“ (Chronik I, 409)

Ostern 1899

Einschulung als Sextaner am renommierten humanistischen „Königlichen Katholischen Gymnasium an Marzellen“ (kurz: Marzellengymnasium, Adresse: Marzellenstr. 13) (seit 1860; vormals Bursa Cucana [1450], dann Bursa nova trium coronarum, auch Gymnasium trium coronarum oder einfach Tricoronatum [1552], ab 1911 dann Dreikönigsgymnasium

Siegelmarke des Marzellengymnasiums

Marzellengymnasium (Stich von 1836)

Rektoren während der Gymnasialzeit Theodor Steinbüchels: Heinrich Milz (1884-1901), Martin Wetzel (1901-1902) und Georg Wesener (1903-1912)

Quelle: Klinkenberg, Jos.: Zur Geschichte des Marzellengymnasiums, in: ders. (Hrsg.): Das Marzellen Gymnasium in Köln 1450-1911. Bilder aus seiner Geschichte. Festschrift dem Gymnasium anlässlich seiner Übersiedelung gewidmet von den ehemaligen Schülern, Köln 1911, 11-12.

Nach Meinung des Vaters sollte Theodor die Realschule besuchen, um anschließend Kaufmann zu werden. „Gerade noch früh genug ließ sich der Vater von seinem Sippenvetter, Justizrat und Notar Dr. Stephan Fröhlich, belehren, dass eine gute humanistische Grundlage für den gewiß doch begabten Jungen nützlicher sei und zu höheren als kaufmännischen Zielen führen werde.“ (Chronik III, 154)

Als sich Theodor einmal bei einem Familienbesuch in Bergisch-Gladbach wider ausdrückliches Verbot am Aufsammeln von Kohleresten in der Bensberg-Gladbacher Zinkhütte beteiligte, wurde er von seiner sehr auf Reputation haltenden Tante Agnes Kierspel zur Strafe „verdroschen“. „So litt der Knabe Theodor schon früh für seinen bewiesenen tatkräftigen Sozialismus, bei dem er vermeintlichen Proletarierkindern durch das Auflesen abfallender Kohleschlacken die wirtschaftliche Lage zu verbessern trachtete. Kein Wunder, dass er später mit Erfolg die sittliche Idee aus dem Sozialismus herauslas und sie zu einem Hauptthema seiner akademischen Lehrtätigkeit erhob!“ (Chronik I, 608f)

1902

Familienfoto von 1902 – v.l.n.r.: Vater Martin, Christine, Theodor, Maria, Helene, Anton, Mutter Elisabeth (Foto: Fritz Eilender, Köln)

der Quartaner erhält ein vom deutschen Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., gestiftetes Diplom für die Klassenbesten aller preußischen Gymnasien, das an das 200-jährige Bestehen Preußens als Königreich erinnern sollte (Chronik I, 371, III, 154)

Steinbüchel ist „wiederholt Klassenprimus“ (Chronik I, 371)

„[…] mein Bruder Theodor (wußte) schon als Quartaner […], daß er ‚vielleicht‘ einmal Priester werden wollte: ‚aber kein gewöhnlicher, sondern ein Religionslehrer oder »sowas«!'“ (Chronik III, 155)

16.03.1908

Abitur – Note: genügend bis gut

Abiturarbeiten vom 20.-23.1. in den Fächern Mathematik, Deutsch, Griechisch und Latein

Quelle: Historisches Archiv der Stadt Köln, Bestand 560, Nr. 1740-1743

anschließend 14-tägige Reise mit dem Vater an den Vierwaldstättersee (Chronik III, 157)

Kölner Schulwesen (Ausschnitt aus dem Kölner Adressbuch von 1899, 46)

Quelle: Greven’s Adreßbuch für die Stadtgemeinde Köln, umfassend Köln u. d. eingemeindeten Vororte sowie für die Umgebung, besonders Mülheim am Rhein und Kalk, Köln 1899

Bonn 1908-1910

1908

Befreiung vom Militärdienst

„Katholische Theologiestudenten waren seit Ende des Kulturkampfes der siebziger Jahre in Preußen-Deutschland vom Militärdienst befreit.“ (Chronik I, 548)

Sommer-Halbjahr 1908 – Winter-Halbjahr 1909/10

Quelle: Amtliches Personal-Verzeichnis der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn für das Sommer-Halbjahr 1908, Bonn 1908, 83

Studium der Katholischen Theologie und Philosophie an der „Königlich Preußischen Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität“ (4 Semester)

Immatrikulation am 30.04.1908 (laut Amtlichem Personal-Verzeichnis, s. o.) und Inskription am 02.05.1908 (laut Fakultätsalbum, s. u.)

Quelle: Album der Katholisch-theologischen Fakultät 1901-1927: Sommersemester 1908 (Archiv der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Bonn, Sign. AKTFUB), lfd. Nr. 26

Eintritt als Seminarist in das Erzbischöfliche Theologenkonvikt „Leoninum“ (Adresse: Am Alten Friedhof 13)

SoSe 1909

Umzug in das Erzbischöfliche Theologenkonvikt „Collegium Albertinum Bonense“ (Adresse: Coblenzer Str. 19)

Collegium Albertinum Bonense

1909

rechts: Theodor Steinbüchel als junger Student mit seinem Bruder Anton (rechts im Bild) (Chronik III, 156)

Straßburg 1910-1911

Winter-Halbjahr 1910/11 – Herbst 1911

Fortsetzung des Studiums mit den Schwerpunkten Philosophie, Geschichte und Nationalökonomie an der „Kaiser Wilhelms-Universität zu Straßburg i. Els.“ (3 Semester):

er besucht bei Prof. Dr. Clemens Baeumker (1853-1924) u. a. die Kant-Vorlesung, das dreisemestrige Seminar über die „Kritik der reinen Vernunft“ sowie die Vorlesungen über Metaphysik

Quelle: Steinbüchel, Theodor: Der Zweckgedanke in der Philosophie des Thomas von Aquino. Nach den Quellen dargestellt. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde Einer Hohen Philosophischen Fakultät der Kaiser Wilhelms-Universität zu Straßburg i. Els., Münster 1912, 72, sowie ders.: Clemens Baeumker †, in: BZThS 2 (1925) 87-93, hier 90f

Steinbüchel bezeichnet sich auch als „Schüler“ des späteren Münchener Erzbischofs Michael Kardinal von Faulhaber (1869-1952), der 1903 bis 1910 in Straßburg Altes Testament lehrt

Quelle: Brief Steinbüchels an Erzbischof Joseph Kardinal Schulte vom 4.7.1935, Archiv des Erzbistums München und Freising, München. Nachlass Kardinal Michael von Faulhaber. Akt 5892

Straßburger Münster (Postkarte)

Adresse: St. Stephansplan, in der Nähe des Münsters; dort wohnt er zusammen mit einer Schwester und Brüdern von Hubert von Lassaulx (im Stadtplan [Link anklicken]: G6)

Quelle: Brief von Hubert von Lassaulx an Helene Stollenwerk vom 14.2.1949

Straßburg ist zu dieser Zeit (1871-1918) die Hauptstadt des deutschen „Reichslandes Elsaß-Lothringen“

31.10.(oder 01.11.)1910

Eintritt in die farbentragende, nichtschlagende Katholische Deutsche Studentenverbindung „K.D.St.V. Badenia zu Straßburg“ im CV (Cartellverband = Zusammenschluss katholischer deutscher Studentenverbindungen)

Quelle: Mitgliederalbum, Bd. 1 (von 1882-1912), 482

er gehört ihr an bis zu deren Verbot durch den „Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei“ Heinrich Himmler am 20.06.1938

Quelle: Brief von Ansgar Melcher an Andreas Lienkamp vom 10.5.1998

Wappen der K.D.St.V. Badenia im CV

Quelle: 75 Jahre Badenia 1882 – 1957. Festschrift zum 75. Stiftungsfest, Oberursel 1957, 1

‚Fuchsenstall‘ des WiSe 1910/11 (Steinbüchel: vorn in der Mitte)

Quelle: 75 Jahre Badenia 1882 – 1957. Festschrift zum 75. Stiftungsfest, Oberursel 1957, 60

weitere Mitglieder waren Steinbüchels philosophischer Doktorvater Clemens Baeumker, der spätere Reichskanzler Heinrich Brüning, außerdem aus Steinbüchels späterem Frankfurter Kreis der Studentenseelsorger Josef Maria Nielen sowie der Chefredakteur der linkskatholischen RMV, Heinrich Scharp

31.07.1911

Promotion zum Dr. phil. an der Hohen Philosophischen Fakultät beim Philosophiehistoriker Prof. Dr. Clemens Baeumker (1853-1924)

Dissertation „Der Zweckgedanke in der Philosophie des Thomas von Aquino“ vom 29.07.1911, Rigorosum: magna cum laude

Quelle: Autographes Curriculum vitae, Archiv der Katholisch-theologischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Sign. III Fakultät (Persönliches) / 7 Habilitationen (Spezielles), Fasz. 3

Titelblatt der ersten, philosophischen Dissertation

Bonn 1911-1912

Winter-Halbjahr 1911/12 bis Sommer-Halbjahr 1912

Fortsetzung des Studiums der Katholischen Theologie (2 Semester), Immatrikulation am 5.10.1911

Quelle: Amtliches Personal-Verzeichnis der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn […] für das Winter-Halbjahr 1911/12, Bonn 1911, 100

Seminarist im erzbischöflichen Theologenkonvikt „Collegium Albertinum“

Erkennungskarte der Universität Bonn (Vorderseite)

Quelle: Archiv der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Ende Aug. 1912

Theologisches Abschlussexamen mit sehr guten Leistungen in nahezu allen Fächern

Quelle: Borengässer, Norbert / Stamer, Lambert: Theodor Steinbüchel, in: Unitas Handbuch V, hrsg. von Wolfgang Burr, Bonn 2005, 209-220, hier 209f.

Erkennungskarte der Universität Bonn (Rückseite)

Quelle: Archiv der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

28.08.1912

Exmatrikulation (lt. Abgangs-Zeugnis vom 28.8.)

Köln 1912-1913

1912

Eintritt ins Erzbischöfliche Priesterseminar zu Köln (Adresse: Marzellenstr. 32)

Erzbischöfliches Priester-Seminar zu Köln am Rhein, Stahlstich von A. Benoit, Paris 1897 (Archiv des Erzbistums Köln, Graphische Sammlung)

Steinbüchels Köln (v.l.n.r.: Geburtshaus ‚In der Höhle‘, Taufkirche ‚Groß St. Martin‘, Kindheit ‚Unter Gottesgnaden‘, Domschule ‚An der Rechtschule‘, Dom, Marzellenstraße: Marzellengymnasium, Priesterweihe ‚St. Mariä Himmelfahrt‘, Priesterseminar)

Quelle: Greven’s Adreßbuch für die Stadtgemeinde Köln, umfassend Köln u. d. eingemeindeten Vororte sowie für die Umgebung, besonders Mülheim am Rhein und Kalk, Köln 1888 (Ausschnitt aus Stadtplan III. Köln-Mitte)

21.12.1912

15.02.1913

17.05.1913

Tonsur und niedere Weihen

Weihe zum Subdiakon

Weihe zum Diakon

Quelle zu den der Priesterweihe vorausgehenden Weihen: Borengässer, Norbert / Stamer, Lambert: Theodor Steinbüchel, in: Unitas Handbuch V, hrsg. von Wolfgang Burr, Bonn 2005, 209-220, hier 209f.

10.08.1913

Priesterweihe in der ehem. Jesuitenkirche und seiner alten Gymnasialkirche St. Mariä Himmelfahrt (Marzellenstraße) durch Erzbischof Felix von Hartmann (1851-1919) (Chronik III, 159)

während der bis zum Wiener Kongress dauernden französischen Besatzung war die Kirche „Tempel der Vernunft“

St. Maria Himmelfahrt

St. Mariä Himmelfahrt (Marzellenstraße)

17.08.1913

Primiz im Kölner Dom, seiner Heimatgemeinde (Chronik III, 159)

Gravur auf der Unterseite des Kelchs: „Nepoti dilecto R.D.Dri Theod. Steinbüchel in piam mem[oriam]. s[ancti]. ordinis Presbyteratus suscepti die 10. Aug. 1913 d[icto].d[ie]. Helena Kierspel“ (Dem geliebten Neffen, dem hochwürdigen Herrn Dr. Theodor Steinbüchel in liebevoller Erinnerung an die heilige Priesterweihe, empfangen am 10. August 1913, am genannten Tag, Helena Kierspel [= Helene, die unverheiratete, im Haushalt von Theodors Eltern lebende Schwester der Mutter])

Primizkelch Theodor Steinbüchels (Foto: Andreas Lienkamp)

gefertigt von „A[lois]. Kreiten Köln, kgl.-rum.[änischer] Hofgoldschmied“ (Prägung unter dem Kelch – Foto: Andreas Lienkamp

Düsseldorf 1913-1915

22.08.1913 bis 30.05.1915

dritter Kaplan an St. Apollinaris, einer damals jungen Arbeiter- und Industriepfarre im Stadtteil Oberbilk (Lessingplatz), Rektoratsgemeinde der Pfarre St. Joseph, und aushilfsweise Tätigkeit als Religionslehrer an der Städt. Lessing-Oberrealschule an der Ellerstraße (84-92)

Quelle: Steinbüchel, Theodor: Handschriftlich ausgefüllter „Vormerkungsbogen“ der Universität München (masch. Abschrift vom 22.1.1937), beide: Universitätsarchiv Tübingen, Sign. 126/655

Quelle: Adreßbuch 1914 für die Stadtgemeinde Düsseldorf und die Bürgermeistereien Benrath, Erkrath und Kaiserswerth, Düsseldorf 1914, I. Teil: 67, II. Teil: 554

Adresse: Ellerstr. 100, 1. Etage

St. Apollinaris, Düsseldorf-Oberbilk

1913

zur Ersatzreserve II gemustert

Quelle: Steinbüchel, Theodor: Handschriftlich ausgefüllter Personalbogen der Universität München, Universitätsarchiv Tübingen, Sign. 126/655

28.07.1914

Beginn des Ersten Weltkriegs – Kriegseintritt des Deutschen Kaiserreichs am 1.8.1914

1914-1918

Lazarettseelsorger in Düsseldorf und Oberkassel bei Bonn (Verdienstkreuz für Kriegshilfe, verliehen am 19.12.1919); vom Militärdienst als katholischer Geistlicher befreit

Quelle: Steinbüchel, Theodor: Handschriftlich ausgefüllter Personalbogen der Universität München, Universitätsarchiv Tübingen, Sign. 126/655

Oberkassel bei Bonn 1915-1920

31.05.1915 bis 28.05.1920

Vikar an St. Cäcilia in Oberkassel (bei Bonn), Dekanat Königswinter, und Religionslehrer

als „roter Kaplan“ abgetan

Quelle: Häring, Bernhard: Meine Erfahrung mit der Kirche, Freiburg-Basel-Wien 31989, 19

St. Cäcilia, Oberkassel

„Der Begriff und die Bezeichnung ‚roter Pastor‘ oder ‚roter Kaplan‘ wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts von konservativen Katholiken, besonders aus Unternehmerkreisen, als Spott- und Schimpfname gegen jenen Teil des katholischen Klerus geprägt, der sich innerhalb der christlich-sozialen Bewegung sozialreformerisch zugunsten der Arbeiterschaft einsetzte.“

Quelle: Kreppel, Klaus: Wilhelm Hohoff – der „rote Pastor“ und die katholischen Sozialisten, in: Ewald, Günter (Hrsg.): Religiöser Sozialismus, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1977, 79-90, hier 79

1916

auf Anraten von Joseph Joos (1878-1965) erste Lektüre der Schriften des Priesters und Marx-Kenners Wilhelm Hohoff (1848-1923), der bereits in den 1870er Jahren den Dialog mit dem Sozialismus aufgenommen hatte

einer seiner viel zitierten Sätze ist die Erwiderung auf August Bebel: „[…] nicht Christentum und Sozialismus, sondern Kapitalismus und Christentum (stehen) sich einander gegenüber[…] wie Wasser und Feuer.“

Quelle: Hohoff, Wilhelm: Karl Marx und der Materialismus, in: KKZ Nr. 51 vom 20.12.1919, 525-528, und Nr. 52 vom 27.12.1919, 538-541, hier 539

Steinbüchel bezeichnet sich selbst – in einem undatierten, zwischen August und Dezember 1918 verfassten Brief an Hohoff – als dessen Schüler

erste Seite des ersten erhaltenen Briefs Steinbüchels an Wilhelm Hohoff vom 16.05.1918 (das letzte überlieferte Schreiben datiert vom 11.06.1920)

Quelle: Nachlass Wilhelm Hohoff im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, Sign. 2; der gesamte Briefwechsel ist abgedruckt in: Lienkamp: Theodor Steinbüchels Sozialismusrezeption, Paderborn u. a. 2000, 725-731

1917 – 1921

Steinbüchel veröffentlicht insgesamt 15 Artikel in der Zeitschrift „Deutsche Arbeit“, hrsg. vom Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften, Berlin-Wilmersdorf

„Die ‚Deutsche Arbeit‘ ist das wissenschaftliche Organ der christlich-nationalen Arbeiterbewegung. Sie ist anerkanntermaßen die in ihrer Art beste sozial-politische Zeitschrift Deutschlands.“

Quelle: Werbung auf dem hinteren Einband von Brauer, Theodor: Christentum und Sozialismus, Köln 1920

Juli 1918

Steinbüchels erster Sozialismus-Artikel erscheint in der „Deutsche[n] Arbeit“ unter dem Pseudonym ‚Paul August‘. Dazu schreibt er an Wilhelm Hohoff:

„Sehr verehrter Herr Pastor!
Mit gleicher Post geht Ihnen mein Artikel im Juliheft der Deutschen Arbeit als Drucksache zu. Er trägt pseudonyme Autorschaft: Paul August. Das war dringend geboten im Interesse der Sache. Betrachten Sie es bitte nicht als Feigheit. Ich kann Ihnen nur mündlich darüber berichten. Der Artikel gibt Ihnen einen Querschnitt durch meine, der Vollendg. zuschreitende Arbeit. […] Bitte wahren Sie über meine Autorschaft des Juliartikels strenge Verschwiegenheit. Es ist ganz sicher notwendig! Vielleicht verstehen Sie mich [auch?] jetzt schon!
Ich grüße Sie als Ihr Schüler und Confrater in dankbarer Verehrung!
Dr. Steinbüchel.“

Quelle: Nachlass Wilhelm Hohoff im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, Sign. 2

Es handelt sich möglicherweise um einen Test, um zu sehen, wie insbesondere kirchliche Kreise seine theologische Dissertation „Der Sozialismus als sittliche Idee“ aufnehmen würden.

11.11.1918

Ende des Ersten Weltkriegs

Als seine Schwägerin Katharina „Käthe“ Steinbüchel, geb. Schüll (1891-1920), schwer erkrankt, nimmt er seinen Neffen Heinz (*1915) für längere Zeit bei sich auf (Chronik II, 34 f., 59 f.).

April 1919

(vergebliche) Bemühungen von Jakob Kaiser (1888-1961) und Christine Teusch (1888-1968), Steinbüchel zu einer Professur an der im gleichen Jahr wiedereröffneten „Universität zu Köln“ zu verhelfen

Quelle: Brief von Jakob Kaiser an Theodor Steinbüchel vom 5.4.1919, Nachlass Theodor Steinbüchel, Mappe 44 (Rückseite einer Predigt)

Mai 1819

Abgabe der theologischen Dissertation bei der Bonner Fakultät: „Der Sozialismus als sittliche Idee. Mit besonderer Berücksichtigung seiner Beziehungen zur christlichen Ethik“

Quelle: Brief Theodor Steinbüchels an Wilhelm Hohoff vom 7.9.1919, Nachlass Wilhelm Hohoff im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, Sign. 2

Erstgutachter: Prof. Dr. Fritz Tillmann (Moraltheologe und Rektor der Universität), Zweitgutachter: Prof. Dr. Arnold Rademacher (Fundamentaltheologe und Dekan der Katholisch-theologischen Fakultät)

Fortsetzung folgt